SONGBOOK

NOTHING FOUND!
0:00
0:00
Advertising will end in 

Songbook (2005)

Peter A.Schmid (Bass & A Clarinet, Taragot)
Jerry Rojas (E-Guitar)
Creative Works Records 1045

 

Presse

Ist das Jazz? Rock? E-Musik oder gar die Folklore eines unbekannten Landstrichs?

Die 16 Duette für Bassklarinette und elektrische Gitarre, die Peter A. Schmid und Jerry Rojas hier vorlegen, haben etwas von alledem. Zwar kommt Schmid, ein erprobter Duo-Partner, der schon mit Evan Parker und Ned Rothenberg zusammengearbeitet hat und in namhaften Ensembles mitwirkt, vom Jazz und der freien Improvisation her, Rojas dagegen vom Rock mit seinen binären Rhythmen und kräftigen Riffs. Die beiden treffen sich jedoch nicht in der Mitte, sondern weit draussen im Neuland. Dort spielen sie seit zehn Jahren immer wieder zusammen. Sie kennen einander, das spürt man. Sowohl in den ausgeschriebenen Stücken als auch in den Improvisationen, die teilweise auf vertrauten Formen wie Blues und Walzer beruhen, wird jede Idee aufgenommen, weitergesponnen, mit einem Zwinkern zurückgereicht. Wunderbar warm und bauchig klingt Schmids Bassklarinette, die er für einige Stücke mit der A-Klarinette und dem Taragot (einem aus Ungarn stammenden, konischen Holzblasinstrument in B) vertauscht. Sinnliche Klangmalerei verbindet sich mit wacher Experimentierfreude.
Manfred Papst, NZZ am Sonntag 28.8.05

Der Musikwahnsinnige

Der Holzbläser Peter A. Schmid organisiert in Uster ein Festival und hat mit dem Gitarristen Jerry Rojas eine hinreissende CD veröffentlicht.Von Thomas BodmerMan sieht es ihm nicht an: Peter A. Schmid ist ein kräftiger, dunkelhaariger Mann in den Vierzigern. Er hat eine patente Frau und zwei lustige Kinder, isst, trinkt und lacht gern und treibt Sport. Sieht man aber seine riesenhafte Sammlung von Holzblasinstrumenten, wird klar: Der Mann ist ein Musikwahnsinniger. Da gibt es Instrumente, von denen hat man noch nicht einmal den Namen gehört: Das Piccolo-Saxofon Soprillo klingt eine Oktave höher als das Sopransaxofon. Das Tubax wiederum ist ein Kontrabass-Saxofon.

Selbstverständlich sammelt Schmid diese Instrumente nicht nur, sondern er spielt sie auch, zum Beispiel auf seinem Soloalbum «Windscapes», das 2003 bei Creative Works erschienen ist. Dieses Label hat der Schweizer Mike Wider vor 20 Jahren gegründet, um improvisierter europäischer Musik ein Forum zu bieten. Seit 25 Jahren wiederum gibt es das englische Label LEO Records, gegründet von Leo Feigin, einem grossen Förderer der russischen Jazzszene. Auch auf diversen LEO-CDs ist Schmid mit von der Partie, und nun hat er zu den Jubiläen der beiden Labels das Creative LEO Music Festival organisiert, das von heute bis Samstag im Jazzcontainer Uster stattfindet. Dort wird Schmid am Freitag mit September Winds und dem englischen Saxofonisten Evan Parker zu hören sein. Am Samstag dann spielen unter dem Motto «Zapping» alle am Festival mitwirkenden Musiker in wechselnden Formationen kurze Sets.

Hier wird auch der Gitarrist Jerry Rojas auftreten, mit dem Schmid auf Creative Works soeben die CD «Songbook» veröffentlicht hat. Ein so originelles und warmherziges Album hat es auf einem Schweizer Label seit Jahren nicht mehr gegeben. Schmid und Rojas spielen seit zehn Jahren zusammen, und das hört man. Kennen gelernt hatten sie sich 1994 bei einem Grümpelturnier. «Ball ade» heisst die anrührende - nun ja - Ballade von Schmid, mit der die beiden vom Fussballspielen Abschied nehmen. Rojas' Bassfigur darin ist ein Zitat aus «Echoes» von Pink Floyd.

Im Gegensatz zu Schmid kommt der Gitarrist eben von der Rockmusik her. Aber auch Schmid ist ja kein Freund selbstverliebten Gebrüsels, sondern versteht Improvisation als «Instant Composing». Auf der Bassklarinette hat er einen schönen warmen Ton irgendwo zwischen John Surman und Gianluigi Trovesi. Mit seiner Komik erinnert das Eröffnungsstück «Penguins» am ehesten ans verspielte Ensemble Ray, während Rojas' «Southern Cross» ein hinreissender Walzer ist, der einem noch tagelang durch den Kopf tanzt.

Tages Anzeiger 22.9.05 (Originaltext, der leider in gedruckter Form im TA wegen Computerfehler etwas zerhackt wurde)